Der Fliesenabsatz stagniert im Bundesgebiet seit Jahren auf hohem Niveau. Seit 2015 schwankt er um den Wert von 130 Mio. Quadratmetern bzw. 1,5 Mrd. Euro. Die Deutschen erweisen sich damit als beständige Kundschaft, stehen beim Bauvorhaben aber nicht selten vor der Frage, welche Fliesengröße für welche Raumgröße eingesetzt werden muss. Der nun folgende Artikel schafft einen Überblick und soll zur Entscheidungsfindung beitragen.
Diese Fliesenformate gibt es
Schon die Auswahl lässt so manchen Kaufwilligen verzweifeln: In den deutschen Baumärkten widmen sich ganze Abteilungen der Fliesenpräsentation. Auch in unserem Kölner Fliesenfachgeschäft führen wir hunderte verschiedene Fliesen in verschiedensten Formaten. Dazu zählen neben dem Standardformat (15×15 cm in klassischem weiß) zahlreiche Sonderformen. Das beginnt bereits mit der Unterscheidung zwischen Boden- und Wandfliese – Ersteres muss sehr robust sein, weil es sehr stark beansprucht wird.
Wandfliesen sind zumeist filigraner dekoriert und stellen einen höheren Kostenfaktor dar. Davon abgesehen haben sich diese Formate etabliert:
Rechteckige Fliesen
Es ist die meistverkaufte Fliesenart und kommt im gesamten Wohnbereich zum Einsatz.
Dies beginnt in der Größenordnung von 20×40 cm, die in Ecken und Nischen benötigt wird. Am anderen Ende der Skala finden sich Exemplare in der Größe 60×120 cm wieder, mit denen sich Terrassen und ganze Garagen belegen lassen.
Quadratische Fliesen
Die Maße 40×40 und 60×60 cm haben sich hier durchgesetzt. Sie werden hauptsächlich als Bodenfliesen verwendet und sind daher im Einkauf etwas günstiger.
Mosaikfliesen
Einfach zu reinigen, pflegeleicht und ein individuell gestalteter Blickfang.
Hiermit lassen sich die Vorzüge des Produkts zusammenfassen, die wie Tapeten am Stück verkauft und erst vor Ort auf Maß geschnitten werden.
Fliesenformate und ihre Raumwirkung
Für diesen Punkt bleibt zunächst festzuhalten: Kleine Fliesen schränken das Raumvolumen scheinbar ein, während es durch großflächige Produkte zunimmt. Darüber hinaus ist die Raumwirkung auch vom Bodenbelag abhängig, welcher durch längliche Fliesen in Dielenoptik eine besonders wohnliche Atmosphäre schafft. In letzter Zeit sind aber vor allem naturbelassene Exemplare beliebt.
Und wie wirken die restlichen Formate nach der Verlegung?
Länglich: Diese Variante kommt immer dann zur Anwendung, wenn einzelne Raumbestandteile künstlich verlängert werden sollen. So kaschiert man die niedrige Deckenhöhe durch vertikal verlegte Fliesen und streckt kurze Seitenwände.
Quadratisch: Solche Fliesen waren zu Zeiten des Baubooms der 50er und 60er sehr populär, weil sie einfach zu verlegen sind. Ihre minimalistische Geradlinigkeit wurde später als einfallslos und bedrückend wahrgenommen. Zuletzt werden sie aber wieder häufiger angefragt, weil die Form in modernen Einrichtungen zum Beispiel mit offener Wohnküche oder Wohlfühlbad besonders stilvoll wirkt.
Nachteile bei großen Fliesen: Das XXL-Format punktet aufgrund des Umstandes, dass es die Bauart der klassischen Antike imitiert. Jedoch lässt es sich nicht leicht verlegen, sodass Fliesen oftmals mehrfach angepasst werden müssen. Der Transport ist ebenfalls recht knifflig, was in vergleichsweise hohen Kosten mündet.
So lassen Sie kleine Räume mit dem richtigen Fliesenformat größer wirken
Vor allem in älteren Gebäuden wurden Bad und Küche von den leitenden Architekten recht stiefmütterlich behandelt – Auf wenigen Quadratmetern schlängeln sich die Funktionsräume durch die Wohnungen. Hier gilt es möglichst große Fliesenformate einzusetzen, um das beklemmende Gefühl zu vertreiben.
Dabei kann es sinnvoll sein, die einzelnen Elemente jeweils etwas versetzt zueinander an den Wänden anzubringen. Außerdem muss die Fugenbreite im Auge behalten werden: Breite Zwischenräume separieren die Fliesen und zerlegen das Zimmer in viele kleine Segmente. Schmale Fugen werden hingegen optisch kaum wahrgenommen, sodass hierdurch eine zusammenhängende Fläche entsteht.
Wie wirken große Fliesen in einem kleinen Bad?
Große Fliesen im Badezimmer verleihen dem Raum scheinbar zusätzliche Tiefe und binden Wandaccessoires optimal ein. Etwa 30×60 cm große Fliesen werden in kleinem Bad daher als Idealvariante eingestuft. Folgende Tipps unterstützen das Vorhaben:
Wandfliesen sind möglichst hell zu wählen. Die spärlichen Lichtverhältnisse in kleinen Bädern werden dadurch maßgeblich verbessert. Bringen Sie die Fliesen versetzt zueinander an, um mehr Tiefenwirkung zu erzielen. Alternativ dazu haben sich großflächige Wandmotive bewährt.
Dunkler Bodenbelag bildet den perfekten Kontrast. Verlegeart und Fliesengröße sind beizubehalten.
Im Dusch- und Wannenbereich machen sich quadratische Fliesen (60×60 cm) am besten. Diagonal angeordnet, durchbrechen sie den monotonen Look und nehmen das Gefühl der Enge.
Welche Fliesen eignen sich für einen schmalen Flur?
Fliesen und ein schmaler Flur bilden eine Kombination, die Innenarchitekten nur zu gerne vermeiden.
Mit dem richtigen Ansatz ergeben sich jedoch Optionen: Hier sind längliche Elemente zu wählen, die horizontal verlegt am besten zur Geltung kommen. Ein schmaler Raum wirkt dadurch nämlich breiter.
Die Fliesen auf dem Gang sollten etwas dunkler daherkommen, während die Wände sehr hell gestaltet werden müssen, um dem Schlauchcharakter des Raumes entgegenzuwirken.
Profi-Tipp: Eine dunkel gestaltete Stirnwand verkürzt den Flur optisch noch einmal erheblich. Neben einer edlen Holzvertäfelung machen sich hier vor allem Hochschränke sehr gut.
Welche Rolle spielt die Fliesenfarbe?
Als Faustformel kann man sich merken: Helle Fliesen reflektieren Licht, dunkle Produkte reduzieren es. Weitere Kriterien lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Trendcharakter: In den bunten 70ern erstrahlten Badezimmer wie Regenbogen und verwandelten die tägliche Hygiene zuweilen in ein psychedelisches Erlebnis. Inzwischen dominieren helle Töne den Markt und wirken sich auch auf den Wiederverkaufswert der Immobilie aus.
- Pflegebedarf: Helle Bodenfliesen sehen im Foyer sehr edel aus, werden aber im Herbst und Winter schnell schmutzig. Wer hier auf dunkle Töne verzichtet, wird den Bereich annähernd täglich reinigen müssen.
- Umgebung: In der Küche dienen Fliesen in erster Linie dazu, die Wand vor Spritzern zu bewahren. Der Bereich über dem Herd und der Spüle wird daher auch als Fliesenspiegel bezeichnet. Er muss in Sachen Form und Farbe der restlichen Kücheneinrichtung entsprechen, damit kein optischer Stilbruch provoziert wird.
Verlegemuster und Fugenfarbe – Darauf kommt es an
Wenn Räume zu kurz oder zu schmal geschnitten wurden, empfiehlt es sich, Wand- und Bodenfliesen im selben Format zu wählen. Sie bilden dann eine Einheit, welche die Raumproportionen optisch in den Hintergrund treten lässt. Großformatige, längliche Fliesen eignen sich besonders gut für diesen Zweck.
Sie kommen im Dreiviertel- oder Halbverbund am besten zur Geltung. Dies umschreibt das Vorgehen, bei dem die Fliesen leicht versetzt zueinander verlegt werden, sodass ein Muster wie bei Ziegelwänden entsteht.
Die Fugenmasse sollte möglichst spärlich verwendet werden, damit sich keine großen Zwischenräume in den Fliesenflächen auftun. Farblich sind die Produkte ebenfalls aufeinander abzustimmen, um die gewünschte optische Einheit zu erhalten.